nach meinem letzten Beitrag im Winter habe ich mich auf die Suche nach sachkundiger Hilfe gemacht und mittlerweile sind Pferd und ich grundausgebildet und fahren mit immer noch steigender Begeisterung.
Nachdem ich bei mir nur sehr bergiges Gebiet ohne Fahrplatz etc habe, wollen wir im Herbst (Oktober) in einem Fahrstall mal 3-4 Wochen 'Fahren pur' machen. Dieser Stall ist ca. 40 km entfernt und uns um den aufwendigen Transport von Pferd und Wagen zu ersparen, wollen wir dort selbst in einer kurzen 'Wanderfahrt' mit den Wagen hinfahren, da das Gelände im Gegensatz zu unserer heimischen Umgebung recht flach ist und wir gut auf Nebenstraßen ausweichen können.
Jetzt geht es mir um eure kundige Meinung, was im Zuge der Streckenplanung, und Vorbereitung des Pferdes zu beachten ist.
Nachdem unser Pferd sonst in etwa 4-5 mal pro Woche gearbeitet wird, davon ca. die Hälfte gefahren wird (Ausfahrten in sehr bergigem Gebiet von ca. 8 - 9 km Länge) und der Rest Dressur und Ausritte, dachte ich mir, es wäre wohl besser, die Strecke auf 2 Tage a 20 km aufzuteilen, oder sind gemütliche 40 km in 2 Blöcken mit langer Mittagspause (dafür aber ohne stressige Übernachtung in einer Box in fremdem Stall) annehmbar oder vielleicht sogar besser? Dass wir vorher vermehrt fahren werden, um die Kondition zu verbessern, ist aber ohnehin klar. Wie würdet ihr da das Training aufbauen?
Dasselbe gilt für die Fütterung. Da unser Pferd im Offenstall im Sommer fast den ganzen Tag auf der Weide ist und eher zu den leichtfuttrigen gehört, bekommt sie jetzt minimal 'leichtes' Kraftfutter, Mineralfutter, ein wenig Öl und Karotten. Soll ich das vor der 'großen Fahrt' steigern und wenn ja in welchem Ausmaß? Und wie fahre ich das dann wieder runter?
Fällt Euch sonst noch was Wichtiges ein, was ich bei der Planung berücksichtigen sollte. Apropos, wir werden nicht alleine, sondern mit Begleitfahrzeug unterwegs sein.
Hmmm - will ja nun nicht immer derjenige sein, der als einziger was sagt. Aber bevor Du gar keine Antwort bekommst ...
Ich würde damit anfangen, mal rauszufinden, bei welcher Distanz eure "Wohlfühlgrenze" liegt. Also wenn eure normale Fahrstrecke so um die 9 km hat, fahr sie doch mal zweimal am Stück und dann siehst Du erstens, ob euch das beiden dann noch Spaß macht oder das "bääh jetzt langts dann Gefühl" aufkommt, zweitens wie lange ihr für diese Strecke dann braucht (weil dann wärt ihr ja bei ungefähr der Hälfte der Gesamttour) und wie es dann auch Konditionell aussieht. Es macht nämlich schon nen gewaltigen Unterschied zum "Alltag", mal so von einem Tag auf den anderen eine solche Strecke zu bewältigen; auch wenn die Kondition gut und der Trainingszustand ok ist.
Bei dieser Gelegenheit kannst Du auch leicht feststellen, was so alles nötig ist. Wie lange halten die Fliegenmittel, wann muß Fahrer oder Pferd "mal für Königstiger" und wie stellt man das an (einfach mal anhalten und ins Gebüsch springen und der Beifahrer hält das Pferd?). Wann kommt der Hunger. Wann braucht das Pferd mal was zu saufen und ne Pause; und wenn ja, wo? Säuft er alles und überall? Kann er auch eingeschirrt pinkeln oder verdrückt er sich das dann zu lange? Halten die Eisen und/ oder was tun, wenn man eins verliert oder eins locker wird. All diese Sachen werden auf einer Strecke dieser Länge früher oder später zum Thema.
Die Streckenplanung ist sowieso wichtig, wenn Du mit der Kutsche unterwegs bist. Da langt es nicht, es auf der Karte zu sehen, Du mußt wirklich wissen, ob alle Wege zu der Zeit befahrbar sind und wie es dort aussieht. Weil mit der Kutsche kann man nicht mal schnell umdrehen und sich nen anderen Weg suchen, wenns blöd läuft. Und wenn Du vielbefahrene Straßen meiden willst und auch mal den Wald geniessen (und den dortigen Schatten und vielleicht weniger Viecher- wer weiß wie das Wetter dann ist) mußt Du wissen, wo fährt das Begleitfahrzeug lang und hast Du überall Handy- Verbindung.
Wenn Du dich entschliesen solltest, es an einem Tag zu machen, mußt Du auch bedenken, dass ihr für den zweiten Teil, selbst wenn er gleich lang ist, länger brauchen werdet. Und auf jeden Fall braucht das Pferd die Tage anschließend dann leichte Bewegung und viele Mineralstoffe. Ok, die Ernährung muß natürlich auch während der Tour optimal sein. Nicht erst hinterher Elekrotlyte geben, wenn der Muskelkater dann da ist. aber das ist Dir sicher selber alles bekannt. Was grundsätzlich bei der Ernährung zu beachten wäre - er braucht mehr Energie, Mineralstoffe, Vitamine; nicht zwangsläufig mehr Kraftfutter. Sondern halt eher "Sportlernahrung". Also quasi statt Wasser und Brot - Energieriegel und Isodrink. Das kannst Du also auch mit mehr Öl und nem Elektrolytprodukt erreichen, statt mit plötzlich 5 kg Müsli.
Ich wünsch euch auf jeden Fall viel Spaß und allzeit gute Fahrt!!
Hallole, nun denn, dann sag ich eben auch noch was dazu. Zum einen würde ich mich um diese Jahreszeit evtl. auch mit dem Fellwechsel... auseinandersetzen. Supergute Erfahrungen habe ich gemacht, wenn ich die Strecken erst mal mit dem Fahrrad abgefahren bin. Dann fallen einem auch Plätze auf, wo man evtl. eine Nacht ganz ungestört auf einer bereits verlassenen Viehweide (gibt es bei uns haufenweise "out of order" aber die Hütten stehen noch - also, evtl. mit Bauern... abklären). Auch Wege, wo es Schwierigkeiten geben kann sieht man vom Fahrrad aus ganz gut. So 20 km am Tag denke ich, stellen kein Problem dar, wenn man ein bißchen übt. 40 km ist eigentlich schon eine ausgewachsene Tagesetappe für trainierte Pferde. Ansonsten schließe ich mich den Gedanken von Renate an. Aber, wie gesagt, eigentlich, wenn man es ein wenig plant, ist das doch eine gute Idee. Grüße von der Alb Julia mit Curly und Co.
Das mit der 'Halbdistanz' ist sicher eine gute Idee und erinnert ohnehin ein wenig an den Trainingsaufbau beim Marathonlauf, hier noch verstärkt um die organisatorischen Punkte. Das mit den Elektrolyten und der Sportlerernährung ist mir da schon ein wenig mehr fremd, weil wir normalerweise eben nicht unbedingt zu den Sportlern zählen. Aber gehe ich richtig in der Annahme, dass man die nicht im vorhinein besonders aufbauen muss, sondern sie einfach dann füttert, wenn das Pferd stärker belastet ist und dann eher noch nachher? Füttert ihr die auch 'im täglichen Leben' zu, wenn halt mal länger oder bei höheren Temperaturen unterwegs ist. D.h. sollte man so etwas immer daheim haben?
Das mit dem Fahrrad hab ich mir auch schon gedacht. Ich habe vor, mal die Straßenstrecke mit dem Auto abzufahren, einfach auch um zu sehen, wo es überhaupt die Möglichkeit gibt auf Feldwege etc. auszuweichen und mir die ganze Strecke dann in einem 'Probelauf' mit dem Fahrrad anzusehen. Fällt bei Euch der Fellwechsel in der Leistung(sbereitschaft) auf? Mir ist dabei noch keine besondere Beeinträchtigung aufgefallen. Abgesehen davon fangen sie ja mit dem Fellwechsel schon im August an und wechseln den halben Herbst. Nash hat bisher nicht wirklich so ausgeprägt und kurze Zeit gehaart, sodass es irgendwie besonders aufgefallen wäre.
Hallo Ingrid, also das mit dem Fellwechsel merke ich, wenn mein Pferdchen einfach schneller aus der Puste kommt und fürchterlich schwitzt (d.h. natürlich bei entsprechender Witterung auch mehr Pieksviecher). Aber man muß ja nicht die ganze Strecke durchprügeln. Zur Fütterung mit Elektrolyten... kann ich nichts sagen, ich bin bis jetzt mit Mineralfutter und Öl immer ganz gut zurecht gekommen. Nun denn, aber was heißt eigentlich 3 - 4 Wochen Fahren pur??? Wollt Ihr da auch jeden Tag mit Eurem Pferdchen viiiieeeele KM zurücklegen, oder geht es eher um Kegelfahren...?? Das wäre vielleicht auch noch ein Punkt für die Vorbereitung. Grüße von der Alb Julia mit Curly + Co.
..erinnert ohnehin ein wenig an den Trainingsaufbau beim Marathonlauf.. Läufst Du Marathon? Also wenn ja, würde mich das aber verwundern, wenn Du da nicht auch auf ausreichende Versorgung des Körpers im Training und im "Wettkampf" achten würdest. Denn mit "nix", kommt man bestimmt nicht bis ins Ziel. Und ob es sich nun um Wettkampfsituaion oder Wanderritt handelt - Anstrengung ist Anstrengung, oder? Für das Pferd ebenso wie für den Menschen. Stell Dir mal einfach folgendes vor: Du hast vor ne größere Wanderung zu machen; so um die 40 bis 60 km. Am Stück. Alles zu Fuß. Alles was Du unterwegs brauchst mußt Du mitnehmen und tragen. Morgen gehts los - bist ja bei guter Gesundheit und "gut zu Fuß". Was packst Du wohl ein? 2 Mars und drei Dosen Cola, weil Du bist ja kein Sportler? Oder geht das plötzlich ganz "spontan" in Richtung ....Isodrink, Müsliriegel, Traubenzucker, Wasser mit irgendwas drin, Magnesiumtabletten usw. Und was glaubst Du wohl wie es Dir am Tag danach so gehen wird??? Und erst am übernächsten....Aber liegenbleiben gilt nicht. Raus und an die Arbeit. Am besten noch als Bedienung in einem stark frequentierten Lokal. Du versteht was ich meine, ja?
Die Wertigkeit körperlicher Leistung hat nichts mit dem "Preis" zu tun, den man erhält wenn man am Ziel ist; sondern mit der erbrachten körperlichen Leistung im Vergleich zu den körperlichen Vorraussetzungen und den Ansprüchen des Organismus. Wenn man mehr entnimmt, als man zuführt und mehr als mit Regeneration wiederhergestellt werden kann, schafft man über kurz oder lang ein Defizit, das sich schnell potenzierende Auswirkungen haben kann.
Man kann zwar "nicht im Vorraus" sich alles reinschütten was der Markt hergibt und dann glauben "passt schon", aber wenn man trainiert (was auch immer) muß man auch dafür sorgen, dass schon während des Trainings der Körper optimal versorgt ist. Mit Wasser und Brot wird weder ein Ausdauersportler noch ein Kraftsportler (egal ob Hobby oder Amateur oder Profi)irgendwohin kommen (ausser zum Arzt).
Und ja, auch der Fellwechsel ist eine große körperliche Leistung des Organismus. Schon mal drüber nachgedacht, was das eigentlich bedeutet? Fellwechsel? Wir erleben es mindestens zweimal jährlich bei unseren Pferden und "man nimmt das halt so hin". Aber wenn man sich das mal genauer überlegt....
Noch eine Anmerkung zum Thema "Elektrolyte". Das ist ja nun eigentlich keine "Neue Erfindung" oder sowas. Was macht der Mensch automatisch wenn er viel arbeitet und viel schwitzt? Erstmal Trinken. Leitungswasser pur? eher selten und wenn doch, was kommt bald danach? Hunger auf was salziges. Wir machen das "automatisch"- weil der Körper danach verlangt. Nur...wir besorgen uns was wir brauchen - ein Pferd hat nur das zur Verfügung, was wir ihm anbieten. Und ist da nicht drin was das Pferd tatsächlich braucht... wird eben Erde und Sand gefressen, Holz angenagt, der Kothaufen vom Nachbarn durchgelutscht, der Salzleckstein am Stück weggeputzt...ect.
nein, es liegt mir nichts im Leben ferner als einen Marathon zu laufen!! Ich habe nur ein paar Freaks in meiner Umgebung, die bei jeder Gelegenheit die Trainingsstrategien diskutieren. Aus der eigener moderater Trainingserfahrung habe ich zwar bestenfalls Isodrinks und Müsliriegel mit (meist tut es einfach Wasser), ich hatte z.B. allerdings noch nie das Bedürfnis oder die Idee sowas am nächsten Tag auch noch zu nehmen. So wie ich bei mir nicht auf grossartige Leistung hintrainiere, tue ich das auch beim Pferd nicht. Daher wäre ich von allein gar nicht auf die Idee gekommen, 40 km in einem Tag bewältigen zu wollen. Nur in meinem reiterlichen Umfeld hat man gemeint, das ginge durchaus auch und so wollte ich noch Meinungen dazu einholen. Was ich nur bei der letzten Frage wissen wollte, ist ob das Pferd nach einem einstündigen Ausritt oder Ausfahrt, wo das Pferd sicher zwar schwitzt, aber bei Gott nicht gejagt wird, zusätzlich zum Mineralfutter auch noch Elektrolyte bekommen soll. Bis jetzt habe ich immer für normale Belastung gehalten. Dass der Fellwechsel ein Belastung für den Organismus ist, ist mir klar. Was ich damit ausdrücken wollte, das mein Pferd meist nicht von heute auf morgen wechselt, sondern recht gleichmäßig und unauffällig über eine längere Periode und ich daher keine Erfahrungen habe mit besonderem 'außer Puste sein' oder vermehrt schwitzen etc. Das müßte sich dann ja über ein Vierteljahr ziehen.
nein, es liegt mir nichts im Leben ferner als einen Marathon zu laufen!! Ich habe nur ein paar Freaks in meiner Umgebung, die bei jeder Gelegenheit die Trainingsstrategien diskutieren. Aha.
Zwischen ner ein oder zweistündingen gemütlichen Fahrt und 40 km an einem Tag (mit Kutsche und zwei Leuten drauf) ist aber halt auch ein Unterschied. Das wollte ich damit sagen. Es wäre die vierfache Strecke dessen was ihr im Alltag trainiert. Würdet ihr das also in 4 Tagen machen, müßte man kein Wort drüber verlieren. In zwei Tagen ist es bereits ne Leistung und in einem Tag ne große Anstrengung. Es kommt im Grunde einfach drauf an. Auf Dein Pferd und Dich. Du bist der jenige der sein Pferd am besten kennt. Deshalb kann man ja nur grobe Tips geben - entscheiden ob Du das willst oder ob das Pferd es braucht....kannst nur Du. Und wie ich das so sehe, wollte ihr ja da hinfahren, dann dort 4 Wochen lang "mal richtig fahren" und...zurück nach Hause müßt ihr ja auch wieder.
Das würde ich schon als verschärftes Training bezeichnen. Oder als "mittlere bis schwere Arbeit". Das geht um einiges über die Leistungsfähigkeit im "Erhaltungsbedarf" hinaus. Das heißt nun nicht, dass man zwingend ein Riesenbrimmborium machen muß; aber lieber habe ich doch vorgesorgt als dann ein Pferd mit Muskelkater, Kreuzverschlag, Lahmheiten und Verspannungen usw. Sinn der Sache ist ja sicher, dass das Pferd dabei gesund bleibt, ordentlich Muskulatur und Kondition erweitert, was lernt und auch Spaß dabei hat.
Klar wechselt ein Pferd nicht von heute auf morgen das komplette Fell. Aber es hat schon seine Gründe, warum viele Pferde während des Fellwechsels einfach empfindlicher reagieren (Husten, Erschöpfung, Hautprobleme ect.) wenn in der Zeit des Fellwechsels auch noch das Wetter Kapriolen springt und/ oder vermehrte körperliche Belastung gefordert wird. Einfach eben, weil der Organismus bereits gut beschäftigt ist und das "zusätzliche" eben dann zuviel werden kann. Und ja, solche Phasen können sich länger hinziehen. Ist halt auch von Pferd zu Pferd unterschiedlich; wie alles andere auch. Das heißt ja nicht "uiii Fellwechsel - nicht anfassen". Sondern "ah ja, Fellwechsel, könnte man unterstützend mithelfen".
Ich will Dir ja auch nicht den Spaß an der Aktion verderben! Das sind einfach die Dinge über die ich nachdenken würde, wenn ich das mit einem unserer Tinker vorhaben würde.
Keine Angst, den Spass lass ich mir sowieso nicht verderben!
Nur damit mir und dem Pferd das nicht passiert, bin ich mir jetzt sicher. werd ich uns das mit dem 40 km nicht antun. Die 20 km kann ich mir vor allem dadurch, dass das Gelände wesentlich leichter ist (sprich so gut wie eben, im Gegensatz zu den heimischen bis zu 20% Steigung), mit entsprechender Mittagsruhe, keinen 30 Grad und entsprechender Vorbereitung gut vorstellen. Und Ziel der ganzen 4-wöchigen Aktion soll ja auch kein hochkarätiges Fahrtraining mit hohen Trainigszielen sein. Ich will nur mal ausprobieren, wie wir uns in einem Umfeld fühlen, wo Fahren die Hauptsache ist und die Voraussetzungen ideal sind (vom Gelände, Infrastruktur, Trainer etc.). Außerdem will ich auch wissen, wie sie sich überhaupt in fremder Umgebung benimmt (vielleicht kommen wir ja doch mal zu einem Fahrertreffen oder so) und nachdem wir noch nie weg von daheim waren, hab ich da keine Ahnung. Und der dritte Punkt, den ich anbei probieren will, ist, wie geht es uns auf größeren Veranstaltungen, denn zu der Zeit ist dort Leonardiritt, den wir mitfahren wollen. Es ist vom Gesamten nicht unbedingt auf Leistung getrimmt, sondern eher auf anschauen, was passiert und wie's uns geht (d.h. ist z.B. der Hinweg ein Problem, dann organisieren wir für den Heimweg halt einen Transport per Auto nach Hause).
D.h. wir werden es auch von Anfang an gemütlich angehen! Danke für die Ratschläge, ich denke, ich hab jetzt ein besseres Gefühl dafür!