Cushing = PPID – Herausforderung in Diagnose und Behandlung
Wir kennen Cushing (oder wissenschaftlicher PPID) als eine Erkrankung „alter Pferde“ die eine Stoffwechselstörung und ein abnormal langes und dickes Fell verursacht. Wenn es zum Test und zur Behandlung kommt, gibt es viele verschiedene Meinungen. Glücklicherweise hat Harald Schott der Michigan State Universität die Herausforderungen in Diagnose und Behandlung besprochen. “Besitzer haben uns regelrecht gezwungen mehr über diese Krankheit zu erfahren. Unglücklicherweise kann ich sie nicht mit einem völlig klaren Bild entlassen, da alles was wir wissen eher auf Erfahrung basiert anstatt auf wissenschaftlichen Daten.“
PPID ist eine veränderte Aktivität des mittleren Blattes („Pars intermedia“) der Hirnanhangdrüse. Die Symptome von PPID wurden in verschiedenen Studien beobachtet: Exzessives Haarwachstum (47 – 100 % der betroffenen Pferde), Muskelschwund (35 –88 %), chronische Rehe (24 – 82 %), vermehrtes Harnlassen (Polyurie) und vermehrter Durst (Polydipsie) (17- 76 %), vermehrtes Schwitzen (14- 67 %), unnormale Fettverteilung (9-67%), chronische Infektionen (27 –48%), Lethargie (43-82%), Neurologische Symptome inkl. Krämpfe (6 –50%)
Meiner Meinung nach ist es wichtig, in welchem Alter die Symptome auftreten, die jüngeren Tieren sind schlimmer betroffen. Rehe ist das Problem, mit dem wir am meisten konfrontiert werden. Sie ist der Hauptgrund diese Pferde vorzustellen.
Merksatz Nr. 1: Pferde die älter als 15 Jahre sind und eine Hufrehe entwickeln, müssen auf Cushing getestet werden.
Diagnose des PPID („Cushing“)
Unglücklicherweise existiert kein idealer PPID – Test. (ein 100 % zuverlässiger Einzeltest) bisher. Schott bemerkte, dass 11 Tests möglich wären, vom einfachen Auswerten der Symptome (aus der Ferne) bis zur Bestimmung der einzelnen Hormontiter im Plasma und Urin.
Der Dexamethason - Suppressionstest (DST) ist für viele der „Gold-Standard“, vielleicht weil mehr Erfahrung als wirkliche Daten existieren. Es ist der am meisten akzeptierte Test, die Proben sind stabil (weniger beeinflussbar durch unterschiedliche Handhabung) und die Cortisol-Messung ist einfach in den Laboren. Der Test basiert auf dem Fakt, dass ein Hormon der Hirnanhangdrüse die Nebennierenrinde dazu bringen exzessiv Kortisol zu bilden. (auch oft Stresshormon genannt)
Schott erklärte, dass beim DST Kortisol gemessen wird, indem man dem Pferd am späten Nachmittag Dexamethason (ein Stereoid, dass genutzt wird, um die Cortisol - Stimulation eines anderen Teils der Hirnanhangdrüse zu hemmen) gibt, und den Plasmaspiegel des Cortisol am nächsten Morgen bestimmt.(15 und 19 Stunden nach Applikation) Cortisol-Spiegel über 1 ug/dL unterstützen die Diagnose PPID.
Nachteil: Der DST benötigt drei Hausbesuche, obwohl auch die Variante mit zwei Besuchen möglich ist. Evtl. kann in seltenen Fällen durch den Test eine Hufrehe verstärkt werden. (obwohl Schott berichtete, dass dieser Fall nur selten dokumentiert wurde.) Die Ergebnisse sind nicht wiederholbar und er kann im Frühstadium von PPID versagen.
Kurz wurden auch andere Hormontest und ihre Zuverlässigkeit diskutiert. Forscher finden saisonal signifikant unterschiedliche Hormonspiegel und daher auch saisonal bedingte Unterschiede in den Testergebnissen bei den gleichen Pferden.
Merksatz Nr. 2: Saisonale Differenzen machen die Diagnose schwierig. Endokrine Test sind nicht zu empfehlen von Mitte August bis Mitte November, da Schwierigkeiten bei der Auswertung bestehen.
Zusätzlich zum Hormontest gewinnen Forscher Gewebe aus der Hirnanhangdrüse von toten Tieren um die histologischen Ergebnisse mit den Ergebnissen des Hormontest und den Symptomen zu vergleichen. Schott beschrieb eine Studie, die das Ergebnis hatte, dass es oft Läsionen im Pars intermedia und Pars distalis der Hirnanhangdrüse gibt. Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis war, dass die untersuchten Pferde alle klinisch unauffällig waren. Darauf basierend bin ich nicht sicher, ob histologische Untersuchungen der richtige Weg sind.
Merksatz Nr. 3: Das übermäßige Haarwachstum ist immer noch das wichtigste und sicherste Erkennungsmerkmal. (kennzeichnet 86 % der betroffenen Pferde) Warum also weiter testen? Um ihre Antwort auf die Behandlung zu ermitteln!
Behandlung von PPID („Cushing“)
Viele Fälle verbessern sich allein durch die Veränderung der Haltung. Das kann Scheren beinhalten, regelmäßige Hufpflege, Veränderung der Ernährung (weniger Zucker und Reduzierung von anderen kohlenhydratreichen Futtermitteln), gute Zahnpflege um das genügende kauen zu ermöglichen bei älteren Pferden.
Ob ein Pferd Medikamente braucht und wann man beginnt muss individuell entschieden werden. Wenn ein Pferd Medikamente bekommt empfehle ich eine halbjährliche klinische Untersuchung inkl. einem Glucose- und einem Hormontest. Falls nötig kann Dosierung angepasst werden und ein neuer Test ist nach 30 – 60 Tagen notwendig, um sicherzustellen, dass die Hormonantwort im normalen Bereich ist.
In einem Fall, wo ein Pferd möglicherweise an PPID erkrankt ist, und gleichzeitig der Zeitraum zwischen August und November ist, macht ein Test keinen Sinn. In diesem Fall können wir das Pferd für ein paar Monate behandeln, sofern sich der Besitzer das leisten kann, dann die Medikamente absetzen und testen ob eine Behandlung wirklich nötig ist.
Ist ständige Behandlung nötig in bestätigten Fällen? Wir wissen es nicht wirklich. Epidemol. Studien sind schwierig, da man die Pferde über einen Zeitraum von 10 Jahren beobachten muss, um diese Frage zu beantworten.
Med. Optionen sind Pergolid, Cyproheptadine, Trilostane und chasteberry extract = Mönchspfeffer. Ein Nachteil ist, dass keine Behandlung für Pferde zugelassen ist.
Pergolid: Schott beschrieb Studien, die entdeckten, dass eine einmalige Gabe pro Tag die beste Behandlungsmöglichkeit bildet und die Testergebnisse verbessert. Und den subjektiven Eindruck der Besitzer auf Verbesserung des Zustandes unterstützt, obwohl dies auch auf die veränderten / verbesserten Haltungsbedingungen zurückzuführen sein kann.
Nachteil: Es ist teuer. Es gibt ein billigeres Kombinationspräparat, aber hier gibt es qualitäts- und haftungsrechtliche Bedenken. Es verursacht Appetitschwankungen (weniger als 10 % der Fälle) und Lethargie (Depressionen) in seltenen Fällen.
Cyproheptadine: Es war vorher preiswerter als Pergolid, jetzt ist es teurer. Einige haben vorgeschlagen, dass eine Kombination mit Pergolid ein verbessertes Ergebnis zur Folge hat, aber es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis. Nachteil: beschränkter Behandlungserfolg, keine pharm. Daten, steigender Preis, qualitäts- und haftungsrechtl. Bedenken.
Trilostane: Veranlasst die Nebennierenrinde (NNR) die Cortisol-Bildung zu senken. Daher kann es mit Pergolid zusammen verwendet werden. Es zeigte sich in einer englischen Studie, dass die Symptome effektiv umkehren kann. Aber eine Hyperplasie der NNR ist nicht sehr verbreitet, daher ist Trilostane ist kein Mittel der ersten Wahl. (es behandelt nicht die Fehlfunktion der Hirnanhangdrüse) Es ist nicht zugelassen für Pferde, in den USA nicht erhältlich und sehr teuer.
Mönchspfeffer (Chasteberry extract - Vitex agnus castus): In einer Feldstudien berichteten alle Besitzer von verbessertem Verhalten. 22 von 120 Pferden zeigten Verbesserung des Haarwechsels und keine Pferde zeigten Veränderungen im Hormonstatus. Im Vergleich: in einer anderen Studie wurde festgestellt dass 13 von 14 Pferden mit diesem Medikament verschlechtert haben.
Merksatz Nr. 4: Besser das Geld für die Optimierung der Haltung ausgeben, als für fragliche Medikamente.
Definition PPID („Cushing“)
PPID oder Cushing ist die meist verbreitetste Krankheit unter 15 jährigen und älteren Pferden und Ponys. Obwohl noch nicht alle Fragen beantwortet sind, lernen Forscher immer mehr darüber, wie die Krankheit zu behandeln und vorzubeugen ist. Dianne Mc Falane (Oklahoma State University) hat normale und unnormale Funktion der Pars intermedia der Hirnanhangdrüse beschrieben.
Das Pferd hat drei deutlich abgegrenzte “Blätter“ der Hirnanhangdrüse: Pars distalis, Pars intermedia und Pars nervosa. Jeder produziert andere Hormone.
Pars intermedia produziert ein Eiweiß, dass Proopiomelanocortin (POMC) heißt und in ACTH umgewandelt wird. Dies wird dann in viele verschiedene Hormone umgewandelt: 1. Alpha-MSH, ein potentes entzündungshemmendes Hormon, das an der Hautfärbung beteiligt ist, Balance von Hunger und Sättigung und Fettstoffwechsel 2. Beta-endorphin, ein vom Körper produziertes Opioid, das Schmerzlinderung, Verhaltensänderung und Immununterdrückung bewirkt. Eine Anpassung des Gefäßwiderstandes wird unterdrückt. 3. „corticotropin-like intermediate lobe peptide“ (CLIP) stimuliert die Insulinfreisetzung
Jahrzeitliche Abhängigkeit von Hormonen:
Die Jahreszeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Ausscheidung einiger Pars intermedia - Hormone bei Pferden. Dies war von anderen Spezies bereits bekannt. (Menschen, Hamster, Schaf, Wiesel). Alpha-MSH – Spiegel sind im Herbst am höchsten, zeitgleich mit dem höchsten Körpergewicht, Appetit und Leistungsbereitschaft beim Schaf.
Diese Jahreszeitliche Steigerung kann bei Pferden und Ponys auch passieren, hier wird der Stoffwechsel an das verringerte Nahrungsangebot im Winter in der Wildnis angepasst. Wenn hier eine Fehlfunktion passiert, erklärt dies abnormal erhöhtes Körpergewicht und abnormale Fetteinlagerung. Dies kann auch das lange Fell von Pferden mit PPID erklären, das Winterfell spielt sprichwörtlich verrückt.
Ponys sind stärker betroffen von diesen jahreszeitlichen Hormonveränderungen als Pferde.
Warum ist die jahreszeitliche Abhängigkeit relevant? Bedingt durch die erhöhte Hormonaktivität der Pars Intermedia im Herbst, beobachtet man zu dieser Zeit eher die Symptome, falsch-positive Testergebnisse und PPID-verursachte Hufrehe. Dies kann eine Bedeutung für die Behandlung haben.
Es ist denkbar betroffene Pferde im Sommer und Herbst zu behandeln, wenn die Hormonspiegel am höchsten sind und im Winter und Frühjahr von den Medikamenten zu entwöhnen. Dies ist ein theoretischer, ungetesteter Denkansatz für leichte Fälle.
Was verursacht PPID? („Cushing“)
Verschiedene Entstehungsmechanismen für PPID wurden entworfen, Mc Farlane schlug vor dass es eine neurodegenerative Erkrankung sei. Diese Erkenntnis wird gestützt durch die Beobachtung, dass es im Pars Intermedia betroffener Pferde fast keine Dopamin-produzierenden Neurone gibt, während es eine Anzahl bei jungen Pferden oder gesunden Pferden gleichen Alters gibt.
Das Fehlen von Dopamin ist kritisch, da die Funktion der Pars Intermedia normalerweise von Dopamin gesteuert wird. Ohne Dopamin werden viel mehr Hormone produziert als nötig sind, dies verursacht die Symptome von PPID.
Gleiche Aktivität ist auch bei anderen Tieren zu beobachten, wenn Dopamin im Experiment entzogen wird. Dies erklärt die Wirksamkeit von Pergolid, es ersetzt die Dopamin-Aktivität und steuert die Hormone der Pars Intermedia.
Dies erklärt auch, warum eine andere verbreitete Behandlungsart – Trilostane – nicht immer wirkt. Trilostane beeinflusst die Nebennierenrinde (NNR) um die Ausschüttung von Cortisol zu steuern. Dies hilft biochemischen Stress zu verhindern, aber wirkt nicht an der Ursache der Erkrankung.
Es gibt Bedenken Trilostane zu empfehlen, da es z. T. nur als Kombipräparat zu haben ist und es bekämpft nicht den Auslöser. Pergolid wirkt in drei Arten: schützt die Neuronen, erhöht den Dopaminspiegel und ist ein Antioxidanz.
Warum degenerieren die Dopamin-Neuronen beim Pferd? Oxidativer Stress ist bei PPID – Pferden öfter zu beobachten, ebenso ein Strukturfehler von alpha-synuclein, ein Protein, dass am Nervenendstück zu finden ist, haben eine große Bedeutung. Dieser Strukturfehler kann durch den oxidativen Stress verursacht werden. Eine interessante Randerkenntnis ist dass dieser Erkrankungsgrund der gleiche ist wie bei der Parkinsonerkrankung des Menschen. Viele biochemische Merkmale von Parkinson sind sehr ähnlich mit den Merkmalen bei PPID-Pferden. Dopaminerge Neurone sind sehr anfällig für oxidative Beschädigung, weil der Dopaminstoffwechsel selbst freie Radikale produziert. Andere Faktoren sind Entzündung und Fehlfunktionen im Energiehaushalt der Zelle.
PPID - Vorbeugung:
Ich denke Übergewicht steuert chronischen Stress, ein Risikofaktor für die Neurodegeneration. Um einer Krankheit vorzubeugen ist es sehr wichtig, Übergewicht zu kontrollieren. Messung des Selenspiegels (Antioxidatives Mineral welches Pferde in geringen Mengen brauchen) und einstellen desselben wenn nötig; im Kopf behalten, dass eine antioxidative Therapie den Krankheitsverlauf verlangsamen kann.
Störungen im Energiehaushalt der Zelle tragen zur Parkinson-Erkrankung bei. Ebenso der Einsatz von chemischen Spritzmitteln in der Landwirtschaft, diese Chemikalien können ebenso Pferde vergiften (Erkrankung unterstützen). Anscheinend sind Ponys und Morgan-Horses sehr empfindlich. Den genetischen Grund verstehen wir sicher nach eingehender Forschung besser. Das Verständnis dieser Mechanismen ist essentiell für Vorbeugung und Behandlung dieser Erkrankung.
(klingt etwas komisch, da der Original-Artikel in englischer Sprache)