ich war dieses Jahr verzweifelt auf Heusuche, da sowohl unser Heu wie auch das unserer bekannten Bauern verregnet ist. Per Zufall kam ich auf jemanden im Nachbarort, der Heu aus dem Naturschutzgebiert verkauft, genaugenommen von Feuchtwiesen (die nicht gedüngt werden dürfen- nur max. einmal im Jahr biologisch, also mit Mist).
Beim Stichwort "Feuchtwiese" musste ich dann erstmal schlucken, weil ich so an feuchte, moddrige Pflanzen dache, die im Heu verschimmeln . Mehr widerwillig habe ich es mir dann doch angesehen und war mehr als überrascht: Dieses Heu ist Wahnsinn! Farbe, Struktur, Geruch- ich habe noch nie ein Heu von dieser tollen Qualität gesehen.
Daraufhin habe ich mich mit dem Thema etwas mehr beschäftigt und folgendes gefunden:
Heu von Feuchtwiesen/Naturschutzgebiet beinhaltet mehr als 40 Gräser-und Kräuterarten, genutzte und gedüngte Weide/Wiesenflächen hingegen nur noch knapp 10. Überraschenderweise sind die Gräser von Feuchtwiesen wasserärmer (paradox, oder?) und haben dehalb kaum Neigung zur Schimmelbildung. Vorraussetzung ist, dass es trocken eingefahren und gelagert wird. Deshalb ist es inbesondere für Bronchienkranke oder Asthmatiker hervorragend geeignet. Feuchtwiesen beinhalten sehr viele Heilkräuter und Pflanzen, die größtenteils auch in der Humanmedizin eingesetzt werden. Zudem wachsen dort sehr aromatische Kräuter, die Pferde sehr gerne fressen (also große Akzeptanz).
Die größten Abnehmer von Feuchtwiesenheu sind Zoos´, die ihre empfindlichen Paarhufer damit füttern, da diese gedüngtes Gras nicht vertragen. Seit etwa fünf Jahren gibt es aber auch großen Zulauf von Pferdebesitzern, da dieses Heu auch für kolikanfällige oder immunlabile Pferde sehr heilend wirkt.
Ungedüngtes Feuchtwiesenheu ist sehr proteinarm, da sich dort Gräser durchsetzen, die bei Stickstoff-Düngung untergehen (bei regelmäßiger Düngung setzen sich nur die proteinreichsten Gräser und Pflanzen durch). Durch den späten Schnitt (je nach Lage und Wetter zwischen Mitte Juni und Ende Juli) ist es zudem sehr rohfaserreich.
Feuchtwiesenheu zeichnet sich durch intensive grüne Farbe und einem sehr blumig-aromatischen Geruch aus. "Braunes" Heu wurde nach Ende August geschnitten und ist "rottig", also keinesfalls mehr zu verfüttern!
Einziges Manko sind die "Herbstzeitlose" und das "Sumpfschachtel-Halm", die auch im getrockneten Zustand giftig sind. Diese Pflanzen sind jedoch nur selten zu finden und sehr gut zu erkennen, da sie ein sehr markantes Äußeres haben. Man kann sie also gegebenenfalls leicht aussortieren. Ebenfalls wirken 5 andere Pflanzenarten leicht giftig, verlieren aber bei der Heutrocknung ihre Giftigkeit und wandeln sich dadurch zum Teil sogar in Heilkräuter um.
Also, wenn ihr die Möglichkeit habt, euch solches Heu mal anzusehen, tut es. Feuchtwiesen gibt es in nahezu allen Bundesländern.
ist doch immer wieder toll, wenn es einem gelingt, Vorurteile zu überwinden und eigene Erfahrungen zu sammeln! Genau aus den Gründen, die Du herausgefunden hast, füttere ich seit Jahren nur dieses Heu. Die mitleidigen Belächelungen von anderen Pferdehaltern nehme ich gerne in kauf, denn das ist genau das Heu was Pferde brauchen und sehr gerne fressen. Es wird nur noch von Bergwiesenheu z.B. im Schwarzwald übertroffen, das wegen der Hanglagen noch zum großen Teil mit Hand gemacht werden muß und deshalb sehr teuer ist. Viele Grüße Jürgen
Interessant wäre noch die Frage, inwieweit das heutige Gras mit der "Zivilisationskrankheit" Hufrehe zusammenhängt- ich befürchte da Schlimmes . Seit etwa 50-70 Jahren wurden die Weiden ja gezielt "Rinder- und Kuhtauglich" gemacht, also sehr proteinreich und rohfaserarm, zwecks verstärker Milchbildung und Gewichtszunahme. Und seitdem taucht das Phänomen Hufrehe verstärkt auf. Früher war es ja äußerst selten, in der freien Natur kam es sogar so gut wie nie vor (übrigens genau wie Koliken).
Wer an das Feuchtwiesenheu herankommt ist siche gut dran. Aber ich sehe mich jetzt schon die Schachtelhalme für 35 Pferde aus zu sortieren. Also für jemanden, der eigentlich sonst keine Hobbies (Arbeit) hat zweifelsohne eine tolle Sache. In der Praxis natürlich leider sehr aufwändig.
Die Problematik der Hufrehe wird schon in sehr alten Büchern beschrieben und davor gewarnt. Doch früher waren die Pferde täglich im Arbeitseinsatz und hier hat man immer schon das gute Heu für die Pferde separat aufbewahrt. Heute werden Kühe und Pferde in den gleichen Topf geschmissen und dann passierts eben auch.
Viele Grüße Thomas Wer glaubt gut zu sein - hört auf besser zu werden
Ich muss sagen, dass in dem Heu, das ich jetzt habe, so gut wie kein Sumpfschachtelhalm vorkommt; genaugenommen habe ich etwa 4-5 Halme auf einen 12 kg-Ballen gesichtet. Insofern artet das meiner Meinung nach nicht wirklich in Arbeit aus. Zudem ist die letale Dosis erst ab 20% Anteil im Heu, über einen Monat verfüttert. Wenn man also mal ein-zwei Halme übersieht, ist es überhaupt nicht tragisch.
Ist aber wahrscheinlich auch von Wiese zu Wiese je nach Feuchtigkeitsgehalt unterschiedlich und für 35 Pferde täglich Schachtelhalm zu suchen, wäre wohl wirklich nicht angenehm. Aber eine gute Gelegenheit, einen neuen Nebenjob zu schaffen: ausgebildeter Schachtelhalm- und Herbstzeitlose-Sucher .
Ach wär das schön, wenn es auch hier bei uns sowas gäbe - seufz... Aber leider gibt es hier rund um Kassel schier gar nichts, und das bezieht sich nicht nur auf Heu.
Um einigermaßen vernünftiges Heu zu bekommen muss ich fast 100 km Fahrt auf mich nehmen. Alternativ kann ich wählen zwischen Silage und Heurundballen in denen man schon mal Schimmel oder ähnliches findet oder altem angestaubten Heu von anno klips oder Heu bei dem der 1. Schnitt schon kaum länger als 15 cm war. Alle anderen Bestände haben sich Pferdebesitzer, die schon länger da wohnen als ich, auf Jahre hinaus gesichert. Die kaufen gleich immer die neue Ernte vom Feld fürs nächste Jahr, da hat man keine Chance.
Auch vernünftiges Weizenstroh zu bekommen ist eher schwierig, daher gibts bei uns Gerstenstroh. Ich nehme mal nicht an dass dein Heulieferant mir ne Fuhre per Post schicken könnte, oder? Oder hat der eine Liste von Bio-Heu-Herstellern?
also, "unser" Lieferant hat leider nix mehr. Er hat ja nur rund 260 Ballen pro Jahr Ertrag, und die haben wir uns schon exklusiv gesichert .
Aber ich würde an deiner Stelle mal bei der jeweiligen Landwirtschaftskammer deiner Region anfragen. Die Landwirte bekommen für diese Wiesen ja Zuschüsse wg. dem geringen Heu-Ertrag und sind somit registriert. Alternativ gibt es auch für jedes Bundesland die Naturschutzbunde, die müßten sowas auch wissen. Ich hab´ mir jedenfalls sagen lassen, dass es diese Feuchtwiesen mittlerweile in nahezu jeder Region geben soll. Die Bauern sind sehr interessiert daran, einige Wiesen als Naturschutzgebiete zu erhalten, weil sie wie gesagt Geld dafür bekommen.
man sollte es kaum glauben, aber der Sattel ist immer noch nicht da- ist ja auch erst schlappe 3 Monate her, oder waren´s 4 ? Ich werde mich wohl allmählich nach einem anderen Sattelshop umsehen, zumal der Typ schon sagte, er hätte ja auch keine Ahnung von der Anpassung bei Reitelefanten (ich hoffe doch, er meinte mein Pferd ), er hätte eigentlich nur "normale" Kunden... So sind wir im Moment eben "natur pur" unterwegs.
Zum Tinkerfest kann ich leider nicht kommen, 420 km hin und 420 zurück sind mir doch etwas weit. Vielleicht das nächste Mal, so als Wochenend-Trip ins schöne Bayern...oder ihr kommt mal nach NRW, wäre doch viel einfacher -für mich .
Grüße Carmen
Astrid
(
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)
Beiträge:
09.08.2004 13:05
#12 RE:Heu aus Naturschutzgebiet/Feuchtwiesen-top!
Hallo, Hab da mal ne Frage: Wie erkennt man getrocknete Herbstzeitlose? Kann mir vorstellen, dass die getrocknet aussehen wie z.B. Spitzwegerich. Gibt es da noch andere Unterscheidungsmerkmale? Schachtelhalm ist ja eher einfach zu identifizieren. @ Nicole: In Kassel gibt es doch eine Gesamthochschule für ökologischen Landbau. Kann mir vorstellen, dass die auch Heu von ihren Versuchsflächen verkaufen. Würde einfach mal anfragen. Die kennen bestimmt auch die umliegenden Biobauern. Meine, dass es da in der Ecke ne Menge gibt. Vielleicht kannst Du ja auch ein Diplomarbeitsthema anregen: "Ökoheu in der Pferdefütterung" oder "Optimale Gräsergemeinschaften auf mageren Pferdewiesen" ;-)
Viele Grüße
Astrid
Carmen
(
Gast
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Beiträge:
09.08.2004 17:25
#13 RE:Heu aus Naturschutzgebiet/Feuchtwiesen-top!
wenn du unter google.de "Herbstzeitlose" eingibst, findest du viele detaillierte Bilder. Ist eigentlich auch ganz einfach zu erkennen, da sich die Blätter nach oben hin extrem zuspitzen und unten sehr breit sind (wie Spock´s Ohren ). Die Blüten kommen ja erst erst Anfang-Ende September.
Das mit der Diplomarbeit ist schon passiert, nämlich bei der tierärztlichen Fachhochschule Hannover. Daher habe ich auch einige der Info´s .