Hallo,

wir hatten immer von einer eigenen kleinen Tinkerzucht geträumt, und haben desshalb auch einen kleinen Stall, der 10 Pferdeboxen mit Außenpaddocks umfaßt, gebaut. Natürlich auch alles weitere was man zur Pferdehaltung braucht, sogar einen beleuchteten Reitplatz. Momentan haben wir vier eigene Pferde und zwei meiner Freundin im Stall stehen. Zur "Zucht" fehlt uns momentan die Zeit und nach den Bauaktionen auch erst mal das Kleingeld. Nun kam uns die Idee, den Platz erst mal nicht ungenutzt zu lassen und ev. ein paar Pferde auf Pension zu nehmen. Der Vorteil ist, es käme ja auch etwas Geld rein. Nur wollen wir nichts machen wodurch man Ärger bekommt oder wo unter dem Strich ,außer Arbeit, nichts rum kommt.
Nun die Frage: Müssen wir ein Gewerbe anmelden? Oder ein Nebengewerbe? Oder lohnt der Aufwand für ein paar Pferde nicht? Muß man dazu auch als Landwirt oder zumindest als nebenerwerblicher Landwirt gemeldet sein? Und wo erkundigt man sich am besten? Finanzamt? Landwirtschaftkammer?
Falls das alles zu aufwendig sein sollte, lassen wir es wie es ist, der Platz ist ja nicht verloren. Oder darf man drei - vier Pferde geg. Entgeld versorgen ohne "Anmeldung"? Ich kenn jemanden, der macht das alles unter dem Namen einer Haltergemeinschaft. Was ist das genau?
Sind welche unter Euch die auch andere Pferde mitversorgen?

Wie Ihr seht, habe ich ein paar viele Fragen. Ich hoffe ich bekomme einige aufschlußreiche Antworten. Danke schon mal im vorraus.

LG Rebekka

Hi!
Also ich habe auch einen eigenen Stall.Mein Mann ist in der landwirtschaft angemeldet.Wir zahlen halt die Versicherung Für Brandschutz usw.und Berufsgenossenschaft,sowie Landwirtschaftssteuer.
jedenfalls habe ich 2Pferde und 1 pony,die mir gehören.Ausserdem habe ich ein Tinker einer Freundin eingestellt und nun noch ne Oldenburger Stute.
Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht,ob ich das gewerblich anmelden muß,da mit den Einnahmen der 2 pferde nicht einmal alle Unkosten gedeckt sind(wenn man wirklich alles dazu rechnet-Wiesenpacht,Heu,Stroh,Wasser SPritt für Schlepper und Notstromagregat,Weidematerial,das immer mal erneuert wird,usw.)kommt ja immer wieder was dazu.Ok,mein Stall ist ausserhalb mit Offenstall und Boxen.Also ich hab auch schon neu geschottert und nächstes jahr wird ein Putzplatz gemacht.Ich denke,da verdient man auf keinen Fall was für die eigene Tasche.Es geht wirklich alles für Stall und Pferde drauf!
Aber auch ich habe mir da jetzt so meine Gedanken gemacht!Vieleicht hast Du mein Thema"Stallmiete wird nicht bezahlt"gelesen?Also wenn ich das Geld von der Einstellerin nicht bekommen hätte,hätte ich auf keinen Fall einklagen können.Das riet mir eine andere Pferdepension,die es beruflich machen.
Das Einzige was ich angemeldet habe ist die Tierseuchenkasse.
Ich werde Dein Thema verfolgen und bin auch am überlegen,ob ich es nicht lieber doch anmelden soll.Der Nachteil ist:ich bekomme weder von meinem Heulieferant noch Strohlieferant eine Rechnung.Somit kann ich meine Unkosten nicht nachweisen.
LG,Manu

Wenn du auf der sicheren Seite sein willst frage das Finanzamt, die werden dir ganz genau sagen, ob du in diesem kleinen Rahmen überhaupt ein Gewerbe anmelden und wie du es versteuern musst. Wenn du tatsächlich Pferde in Pension nimmst wirst du aber um die eine oder andere Versicherung nicht herumkommen: Betriebshaftpflicht (falls mal einer über die Forke fällt) und Tierhüterhaftpflicht sind da das mindeste.

Natürlich kannst du das auch alles "unter der Hand" machen, aber dann ist natürlich das Geschrei groß, wenn mal was passiert oder jemand euch verpetzt.

Landwirt musst du dafür nicht sein - eher im Gegenteil ist es suuuuuper schwer, überhaupt eine Anerkennung zu bekommen...

Wenn auf dem Hof keine Landwirtschaft ist oder war (also wenn dort nie eine Landwirtschaft gemeldet war) und keiner von euch "Landwirt" ist, habt ihr da sehr geringe Chancen. Kommt zwar auch immer auf die Gegend an (Bundesland und Landkreis)aber wenn eben die Grundvorraussetzungen fehlen.......
Wem gehört der Grund auf dem euer Stall steht, wieviel Grund habt ihr da und als was ist der Grund eingetragen. Dann ist wichtig wieviele Pferde ihr auf diesem Grund haltet. Auch dafür gibts nämlich Berechnungsformeln (ich glaub irgendwas wie 3 Großvieheinheiten pro Hektar oder so). Dann ist die Größe euerer befestigten Mistplatte im Bezug zur Stückzahl des Tierbestandes ein Punkt, für den sich die Behörden interessieren. usw. usw.
Als wir unseren Hof damals übernommen haben, war das (zum Glück!) eine ehemalige Landwirtschaft. Sonst hätten wir da keine Chance gehabt. Aber auch als "ehemalige Landwirtschaft mit aktiver Miststätte" (jaja) gabs ohne Ende Gedöns. Weils dafür kein Formblatt gab und Bla und Blubb. Ständig war irgendein Beamter von irgendeiner Behörde am Hof; mal um die Mistplatte zu vermessen, mal um unser Regenwasserablaufsystem zu begutachten, die Tiere zu zählen. Die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft hat nach Gefahrenquellen gesucht (ohje und ich grad Barfuß zwischen den Tinkern). Leider haben wir nicht genug Grund um als "privilegierte (ehemalige)Landwirtschaft" zu gelten, denn dazu braucht es mindestens 3 Hektar Grund. Wir haben nur 2,3. Also muß jeder Stadel und jeder Schuppen baurechtlich genehmigt werden wie ein 5 Familienhaus. Auch nach 7 Jahren noch. Und wenn jemals keine Tiere mehr hier stehen sollten, müßte unser Heustadel wieder abgerissen und die Bodenplatte "renaturiert" werden.
Ach Deutschland ist ein schönes Land.

Auf jeden Fall werdet ihr, wenn ihr nicht ein Schlupfloch in die Landwirtschaft findet, als gewerblich betrachtet und dann wirds evtl.teuer. Denn dann (genauso wie wenn zuviele Tiere auf zu wenig Grund gehalten werden) kommt die Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltung und Schlagmichtot ins Spiel; und die wollen richtig Geld.

Wer viel fragt geht viel irr und wer schlafende Hunde weckt muß mit Gebell rechnen - aber einfach irgendwie und drauf warten bis irgendjemand plötzlich vor der Tür steht - ist auch gefährlich.
Am wichtigsten ist immer, dass ihr gute Beziehungen zu euren nächsten Behörden habt. Also Gemeinde, Bürgermeister und natürlich zu den Nachbarn.
Die können da oft schon mit Tips weiterhelfen oder bei den entsprechenden Behörden (Landratsamt, Landwirtschaftskammer ect.) ein gutes Wort einlegen.
Was ihr auch machen könnt, ist bei der FN nachfragen. Die haben denke ich gute Unterlagen zu den Vorschriften und Gegebenheiten für Pensionsbetriebe.

Haltergemeinschaft heißt nur, dass mehrere Leute dafür Verantwortlich zeichnen. Und meistens sitzen Haltergemeinschaften ja auf gepachteten Flächen von Landwirten oder Pensionsbetrieben.

Na auf jeden Fall viel Glück und gute Nerven bei der Sache. Und immer schön Schuhe mit Stahlkappen tragen, wenn Fremde auf den Hof kommen :))

Grüßung
Renate
credendo vides !

Hi Renate,

ja, daß Deutschland so ein richtig schönes Land ist wissen wir zu Genüge. Was meinst Du was wir schon hier durch haben wg. der Bauerei. Ämter, da wußte man gar nicht daß es so was gibt! Pläne in 10 - facher Ausführung für jeden Stein der hier seine Lage geändert hat, Berechnungen und Formeln für alles uns jeden, die passen in keinen Ordner mehr. Der Stall wurde von sämtlichen Ämtern und Behörden durch die Mangel gedreht, wir hatten Auflagen und Bedingungen zu erfüllen ohne Ende. Genauso Mistplatz, Heu-und Strohschuppen, Reitplatz, sogar einen Bepflanzungsplan vom Landschaftsgärtner haben wir vorlegen müssen (Architekt hat da nicht mehr gerreicht!) Zwischenzeitlich war ogar mal die Kripo da, weil uns irgend ein Heini wg. "unerlaubt geführter Mülldeponie" angezeigt hatte! (das war, als wir den Grund unseres Reitplatzes mind. 80cm hoch mit Steinen und Schotter als Drainage aufgefüllt hatten).
Naja, wir haben eine Menge Nerven, Zeit, Rennerei und Geld in alles gesteckt. Es ist auch alles Versichert, Haft- sowie Betriebshaftpflicht haben wir auch und bei der Tierseuchenkasse sind wir auch gemeldet.
Da wir also wissen wie alles gehen kann, frage ich ja nach. Ich weiß, daß man in Deutschland keinen Furz ohne Genehmigung lassen kann, und wenn man dann noch für etwas Geld kassiert,(ohne das der Staat das weiß!) ob das nun nur Kosten deckt, oder man sogar noch was dran verdient ist das Staatsverbrechen Nr.1!!!

Übrigens: der Grund auf dem das Gebäude steht ist uns. Wir haben einiges eigenes Land und einiges gepachtet. Das Elternhaus meines Mannes ist Landwirtschaft, die sein Bruder weiterführt. Sie wohnen im gleichen Ort. Wir sind allerdings nicht als Landwirtschaft o.Ä. gemeldet. Das wir die ganzen Genehmigungen bekommen hatten, war viel Glück. Z.B. war das hier mal ehemals Landwirtschalt als wir es gekauft hatten. Mussten aber alles abreißen, hatten uns aber vorher zusichern lassen, daß wir nochmal einen Stall errichten dürfen. (War unsere Kaufbedingung. Da alles dem Kreis gehörte, bzw. der Kreis das Geld vom Verkauf bekam, stimmten sie zu; sie wollten ja schließlich Geld!) Bei den Bauschwierigkeiten halfen uns außerdem

Hallo nochmal,

irgendwas hat hier geklemmt, es ging aufeinmal nix mehr. Der Satz sollte weitergehen mit...

...der Ortsvorsteher und der Bürgermeister. Denn natürlich war nach dem Kauf nichts mehr wie vorher. Achje, wir hatten Schwierigkeiten wo es nur ging und was es nur gab. Aber nun ist alles in trockenen Tüchern und wir wohnen nun seit zwei Jahren in unserem Haus. Und der Stall steht seit letztem Winter. Zugute kam uns auch noch, daß wir außerhalb der Ortschaft liegen und hier mal Landwirtschaft war, sonst hätten wir alles vergessen können.
Na, mal sehen was wir machen, aber ich gewinne den Eindruck wir lassen wie es ist, denn alles andere gibt nur noch mehr Kontrolle, Buchführung und Geld das man abdrücken darf. Und schließlich soll unser Hobby auch Hobby bleiben und noch Spaß machen.(Oder muß man sich die Hobbys nun auch genehmigen lassen und das Geld nach Spaß-Faktor bezahlen?)

LG Rebekka

Also soweit wie ich damals (hatte nämlich auch mal rumgefragt) das verstanden hatte, würde es (also die Pensionspferdehaltung)als Teil der Landwirtschaft akzeptiert werden, wenn der größte Teil des Futters selber "hergestellt" wird. Also z.B das ganze Heu und Stroh vom eigenen (oder angepachtetem) Grund. Wobei der Pachtgrund nur soundsoviel Prozent vom Gesamtgrund ausmachen darf.

Oder muß man sich die Hobbys nun auch genehmigen lassen und das Geld nach Spaß-Faktor bezahlen?

Rate doch mal

Grüßung
Renate

credendo vides !

Hi,

danke für die Antworten! Ich werde mich mal noch ein bißchen umhören. Es gibt ja hier einige die das nebenher machen. (Ehemalige Landwirte die soweit alles aufgegeben haben).

@ Renate: ja, ich kann mir die Antwort schon denken. Es ist echt schade wie Deutschland sich selbst ins AUS kickt.

LG Rebekka