"Das Fruktan bildet sich doch gerade vermehrt in den nachwachsenden Grasstängeln"
Das ist richtig, ja. Aber man kann auch nicht grade behaupten, dass ein Tinker, der eine Weide einmal abgefressen hat, da noch wirklich viel findet, wenn er jeden Tag dran vorbeikommt. Und auch die Trockenheit spielt mit Sicherheit jetzt eine Rolle. Viel Wachstum ist momentan nicht drin. Also ist da auch nicht viel was sie erwischen. Das Gras hat Streß, ganz klar. Aber der halbe Millimeter der da nachwächst bis die nächsten Zähne vorbeischauen... ich glaube nicht dass das bezüglich Rehegefahr relevant ist. (Ausnahmen ausgenommen. Für mehrfach-Rehepferde gelten immer eigene Spielregeln)
Ja, mit paradox meine ich eigentlich ja auch, dass die Kühe das Futter, welches extra für sie gezüchtet wird, auch nicht mehr vertragen. Naja, eine weitere von vielen Verfehlungen der "modernen" Agrarindustrie. Aber keine Sorge: Demnächst wird das Problem bestimmt gelöst, indem an den Genen von Gras und Kuh rumgepfuscht wird. Das mit dem Portionieren mach ich wohl, aber es ist tatsächlich so, dass der Kerl dann fast bis zur Erde alles abrasiert. Und Heu interessiert den gar nicht. Ach übrigens - möchte jemand einen fast unbenutzten Greenguard kaufen? Bei meinem Shetty wurde bei superkurzen Gras in einer Trockenperiode ein Reheschub ausgelöst, deswegen darf der gar nicht auf so kurze Flächen.
Bei meinem Shetty wurde bei superkurzen Gras in einer Trockenperiode ein Reheschub ausgelöst, deswegen darf der gar nicht auf so kurze Flächen.
Deshalb passieren auch viele Rehefälle gerne aus "unerfindlichen" Gründen. Weil sich mit den Eigenschaften von Gras kaum ein Pferdehalter befasst. Und genauso düster sieht es mit dem Wissen um die Pflanzen allgemein aus. Thujenhecken und so Zeug (wo man meint, da gehen die Pferde doch eh nicht ran) z.B. sind auch gerne ein Auslöser für alles mögliche, von der Rehe bis zur Kolik. Und wenn erstmal die Türe offen ist- genügt oft ein minimal Auslöser. Unsere Staubsauger halten es da auch wie viele Bauern - mähen bis die Erdklumpen mitgehen. Jaja. Ich denke mir immer, es müßte sich mal ein Wissenschaftler finden, der sich damit beschäftigt, wie man die unterschiedlichen Böden und Grassorten so hinkultivieren kann, dass sie möglichst verträglich für Pferde werden. Weil das ansääen von Fruktanarmen und eiweißarmen Gräsern und Kräutern allein bringt ja nix. Die setzen sich nicht lange genug durch um sich zu etablieren. Da müßte man echt mal sowas wie "Versuchsweiden" in allen Landstrichen anlegen und über Jahre rumprobieren. Und dann die entsprechenden Gräser so selektieren (ohne an den Genen rumzumanipulieren) dass sie da wachsen wo sie sollen. Ich kann mich noch erinnern, dass wir vor vielen Jahren mal versucht haben, irischen Grassamen zum Leben zu erwecken. Da ist nicht viel aufgegangen und das was kam, hat nicht lange überlebt. Wie auch- wir haben hier nen schönen schweren Lehmboden. Dafür wachsen dann in manchen Jahren Unmengen von Kamille, dieses Jahr sind wir mit Hirtentäschel überschwemmt und mit Löwenzahn usw. Wir hatten auch schon Jahre, da wuchs mehr Klee als Gras. Letztendlich hilft nur jedes Jahr neu beobachten und individuelle Lösungen finden.
In der Freizeit im Sattel war vor einiger Zeit mal ein interessanter Bericht, wie man fette Wiesen aushagert. Ist auf jeden Fall ein langwieriger Prozeß und auf gemieteten bzw. gepachteten Flächen häufig nicht möglich, weil der Verpächter nicht mitmacht. Nach dem Motto "...da wächst doch nix, da muß ordentlich Gülle druff...und die Unkräuter müssen wech". Ich habe übrigens auch Lehmböden mit viel Hahnenfuß, Sauerampfer und Klee. Klee und Hahnenfuß wurden relativ gut eingedämmt, als ich das Gras im letzten Sommer hab wachsen lassen. Im Herbst wurde dann Heu gemacht, welches aber leider verdorben ist, weil es in den Nächten nicht genug abgetrocknet ist. Aber Du hast recht, eine genauere Langzeitstudie fehlt auf jeden Fall.