also ich bin jetzt schon häufig angesprochen worden, ob ich meinen Hengst nicht "offiziell" zum decken anmelden möchte und eventuell auch selbst Nachzucht betreiben will. Muß zugeben, er ist ein hübscher Bin aber absoluter Neuling und weiß garnicht, was getan werden muß. Ich kenn mich da noch garnicht aus. Er hat die "normalen" Papiere vom TA bekommen. Sicherlich muß ich auch einem Verband beitreten, aber muß er nicht vorher irgendwie bewertet werden??? Er ist ca. 5 Jahre alt und hat, außer meine eigene Stute, noch nicht gedeckt.
Sorry für diese "dummen" Fragen, aber mich würde es schon sehr interessieren, was zu tun wäre.
Zuerst ist mal die Frage interessant, ob der Hengst Abstammung hat. Die wäre mittlerweile nicht unwichtig, weil es immerhin den einen oder anderen Zuchtverband geben soll, der sich an die Richtlinien der FN bezüglich Tinker hält. Du schreibst zwar da was von "normalen Papieren vom Ta", aber bei seinem Alter, denke ich ist er in Deutschland geboren, oder? Falls er also Abstammung hat - finde sie raus. Das kann man auch nachträglich per Gentest beweisen, wenn er als Fohlen nicht bei Fuß der Mutter registriert wurde. Nächster Punkt: Wilst du ihn kören lassen, damit ihr wenn er deckt, für die Fohlen Zuchtpapiere bekommt, mußt du Mitglied in einem Zuchtverband werden. Dann schleppst du ihn mal zu irgendeiner Zuchtschau und läßt ihn anschauen um grob gesagt zu bekommen "ja bringen sie ihn mal zur Körung" oder "Können Sie bleiben lassen, den kören wir nicht". (letzeres wird Dir aber vermutlich keiner so sagen, weil die Körgebühr ja auf jeden Fall fällig wird, auch wenn der Hengst nicht gekört werden sollte). Dann meldest du ihn zu einer Körung an und fängst frühzeitig an, mit ihm zu arbeiten, damit er 1. gut in Form ist und 2. auch vom Kopf her mit einer solchen Veranstaltung klarkommt. Und dann kommt eben der Tag der Körung. Wird er gekört, kommt es als nächstes drauf an, wie der jeweilige Zuchtverband einträgt. Also ob Hengste ohne Abstammung ins HB1 eigetragen werden (obwohl sie das nicht mehr dürften) oder ob er wegen mangelnder Abstammung dann woanders eingetragen wird. Als nächstes stünde dann evtl. noch die Hengstleistungsprüfung an, für die er A- Niveau erreichen muß, um gut durchzukommen.
Alles in Allem kostet es Dich eine nette Stange Geld (Mitgliedschaft, Körgebühr, Eintragungsgebühr, jährliche Beiträge für Dich und den Hengst) eine Menge Zeit und gewiss auch jede Menge Nerven. Dafür hast Du dann einen gekörten Deckhengst und kannst so ca. 200- 300 euro Decktaxe verlangen. (und mußt dich auch noch mit solchen Sachen wie Deckversicherung, Deckscheinen für Stuten, Tupferproben, Haltung fremder Stuten ect. beschäftigen)
Überlege dir also gut ob Du das alles willst. Die Entscheidung liegt bei Dir und sollte immer zum Wohle des Hengstes gefällt werden.
Oh vielen Dank Renate. Wie immer eine sehr zuverlässige Information
Also die Abstammung zu klären ist verdammt schwer, bzw. nicht machbar, da er vor mir mehrere Vorbesitzer hatte und angeblich aus Irland kommt. Ich kann es bis zum 2. Vorbesitzer nachvollziehen, danach verlaufen die Recherchen im Sande. Hab mich schon lange damit beschäftigt. Der 2. Vorbesitzer meinte, er kommt aus Irland, da er ihn von einem Händler gekauft hat, der ihm das angeblich beim Verkauf sagte... weitere Info bekomm ich nicht. Auch nicht, wer dieser angebliche Händler war. Hm, dann ist das wohl ziemlich hoffnungslos, wenn ich das richtig verstanden hab...
Wie ist es, wenn ich jetzt ein Fohlen hab von meinem Hengst ohne Abstammungsnachweis, aber die Stute eingetragen ist? Muß ich das zur Fohlenschau oder irgendwo hin schleppen, damit es dann eventuell in den Genuss von Papieren kommt, oder hat das eigentlich gar keinen Zweck? Hab ich dann gar keine Chance, das es was vernünftiges wird, weil der Hengst ja "Abstammungsfrei" ist und nicht die notwendigen Papiere besitzt?
Na okay. Das mit der Abstammung kannst Du also vermutlich knicken. Ist aber halb so schlimm; je nach Zuchtverband. Die meisten führen immer noch Alles im HB1 und tragen auch da ein. (Auf jeden Fall solltest Du das aber vorher klären, bevor du irgendwo Mitglied wirst)
Wie ist es, wenn ich jetzt ein Fohlen hab von meinem Hengst ohne Abstammungsnachweis, aber die Stute eingetragen ist? Muß ich das zur Fohlenschau oder irgendwo hin schleppen, damit es dann eventuell in den Genuss von Papieren kommt, oder hat das eigentlich gar keinen Zweck? Hab ich dann gar keine Chance, das es was vernünftiges wird, weil der Hengst ja "Abstammungsfrei" ist und nicht die notwendigen Papiere besitzt?
Aaaalso: Wenn der Vater im Jahr der Geburt des Fohlens irgendwo noch gekört und eingetragen wird, bekommt das Fohlen, wenn die Mutter in einem Stutbuch eingetragen ist, "volle" Papiere. Ist der Vater nirgends eingetragen und nicht gekört, bekommt das Fohlen "halbe" Papiere vom Zuchtverband in dem die Stute eingetragen ist. Und wenn Du nett fragst (und auf nette Zuchtverbandsmenschen triffst), tragen sie Dir sogar den Namen und die LN des Vaters mit ein (dann steht halt dabei "Vater nicht gekört, oder nicht eingetragen"). Aber dann hast Du die Abstammung drin, was ja für den evtl. Verkauf später durchaus von Bedeutung sein kann. Für das Fohlen wird es halt erst dann "relevant" ob beide Eltern "Zuchttiere" sind, wenn es selber mal zu einem werden soll. Weil im Grunde müßte ja bereits seit mindestens letztem Jahr die EU- Verordnung (mindestens 1 Generation Abstammung für die Zulassung zum HB1 bzw. HStB) umgesetzt werden; und früher oder später kommen die Zuchtverbände in Deutschland da nicht mehr drum rum. Bis in 3 Jahren, wenn das Fohlen das Mindestalter erreicht hat, wird es sicher soweit sein. Und dann könnte der Hengst/ die Stute eben wegen dem halben Papier nur in ein Vorbuch eingetragen werden. Das bedeutet, dass dann erst die Kinder von diesem "Fohlen" dann wieder HB1/ HstB berechtigt wären.
Ich hoffe, Du bist jetzt nicht hoffnungslos verwirrt, aber Zucht in Deutschland hat erschreckend wenig mit Pferden zu tun; dafür umso mehr mit Paragraphen und Bürokratie.
Renate- einen Knicks für die Aufklärungsstunde. Jetzt werd ich mal Hengsti fragen, was er denn will- ich schätze einfach nur Pferd sein ohne den ganzen Trubel.
Nein ehrlich, das ist wirklich ein harter Brocken Arbeit; aber eigentlich auch nicht ganz ungerechtfertigt, denn wie viele schimpfen sich Züchter und treiben nicht ganz legale Spielchen.
Ich werd mir die Sache gründlich durch den Kopf gehen lassen, jetzt weiß ich ja, was alles auf mich (uns) zukommen würde.
Man kann mit und ohne Zuchtverbandsanschluß ein verantwortungsbewußter und erfolgreicher Züchter sein und genauso auch das Gegenteil. Ein Zuchtverband im Hintergrund, heißt nicht automatisch, dass alles immer korrekt und tierfreundlich zugeht. Unbequeme Wahrheit, ist aber so. Es gibt in beiden "Lagern" seriöse Züchter und planlose Pferdevermehrer; eine Garantie für Qualität und seriöse Zuchtarbeit ist ein Zuchtverbandspapier heute leider auch nicht mehr. In einer Zeit wo Auszeichnungen wie "gekört" oder Leistungsgeprüft" so ziemlich alles bedeuten können (von strenger Selektion und wochenlangem hartem Training bis hin zu "kann geradeaus laufen ohne umzufallen")und auch manche "Prämien" schon vergeben werden, ohne das Pferd gesehen zu haben..... entscheidet der "Markt" mehr denn je über Erfolg und Misserfolg eines Züchters. Alles was dem Zuchtverbands- organisiertem Züchter für seinen finanziellen Aufwand und die Mühen noch bleibt, ist das "rote Papier", das seine Pferde als Zuchttiere einer Zuchtorganisation ausweist. Und selbst diese Papiere sind je nach Stempel bzw. Brandzeichen unterschiedlich "viel wert". Wenn Du dich also entschließt, diesen Weg zu gehen, der sicher kein schlechter ist, mach es mit Weitsicht. Vor allem, überlege Dir vorher gut, ob Du dein jetztiges Leben und Dein jetziges Verhältnis zu Deinem Hengst soweit verändern willst. Denn verändern wird es sich, wenn Du ihn zum Deckhengst machst. Es wird Dich verändern, ihn und euer Leben. Mach dir auch Gedanken darüber, wieviele Stuten er effektiv zu decken hätte. Nicht nur in den ersten Monaten nach der Körung, sondern langfristig. Mach Dir Gedanken darüber, welche Argumente dafür sprechen, dass er Vater vieler Fohlen werden soll. (also vererbt er tollen Behang, seine Farbe, ein korrektes Gebäude, einen guten ausgeglichenen Charakter, ist er arbeitswillig oder ein fauler Sturschädel, usw.usw.) Väter wie Mütter sollten etwas positives bewirken, wenn man sie zur Zucht nutzt. Und deshalb sollte man immer genau unterscheiden, ob man für sich selber "ein Fohlen aus der eigenen Stute, oder vom eigenen Hengst" haben will, oder ob sich aus der Anpaarung heraus wirklich etwas verbessert oder etwas grundlegend wichtiges erhalten bleibt.
Das sind die Gedanken, die man sich eigentlich machen sollte, noch bevor man sich über Zuchtverband - ja oder nein - Gedanken macht.