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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 1.848 mal aufgerufen
 Fragen allgemein
Tinkiwinki ( Gast )
Beiträge:

04.04.2008 21:50
Herdenverhalten bei Tinkern Antworten

Hallo, alle hier im Forum!! Ich brauche dringend mal einen Rat von erfahrenen Tinkerhaltern über das Herdenverhalten von Tinkern. Gibt es da einen Unterschied zu anderen Pferden??

Meine kleine Tinkerlady scheint die Signale anderer Pferde nicht zu verstehen. Drohgebärden ranghöherer Pferde ignoriert sie so lange, bis diese richtig böse werden. "Ermahnungen" wie Ohren anlegen oder Seitenblick mit angelegten Ohren ignoriert sie. Wird es dann ernst flüchtet sie kopflos und rennt alles nieder, was ihr in den Weg kommt, auch andere Pferde. Sind diese ranghöher, was fast alle sind, denn sie ist erst 2 Jahre alt, gibts gleich den nächsten Ärger. Sie weicht einfach nicht aus und Abstand zu ranghöheren Pferden halten ist ihr fremd. Sie wird von den anderen nicht willkürlich herumgejagt, aber wenn ihr ein ranghöheres Pferd sagt: " Geh jetzt mal weg hier oder mach mal Platz.", so ist diese Ansage für sie erst dann relevant, wenn der andere mehr als deutlich wird.

Ich mach mir etwas Sorgen um die Kleine und außerdem tut sie mir leid. Vielleicht kann sie die anderen nicht verstehen? Wie ist das bei Tinkern ???

Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir eure Kenntnisse und Erfahrungen mitteilt, damit ich Licht in mein Dunkel bringen kann!!!!!!!!!!!!!!
LG Tinkiwinki

Renate Offline

Mooshofgrufti

Beiträge: 676

05.04.2008 10:04
#2 RE: Herdenverhalten bei Tinkern Antworten

Also körpersprachliche Legasthenie kommt nur bei Pferden vor, die ohne direkten Kontakt zu Artgenossen aufwachsen.
Trotzdem gibt es durchaus Unterschiede in der Mentalität. So wie sich Südeuropäer von Nordeuropäern und Asiaten unterscheiden, gibt es auch Unterschiede zwischen Hoch im Blut stehenden Pferden, echten Ponys, Warmblutpferden und Kaltblütern. Die Individualdistanz ist so unterschiedlich wie die soziale Struktur der Herde an sich und der Umgang miteinander.
Tinker sind oft sehr Distanzlos, ohne dass das etwas mit fehlendem Respekt zu tun hat.
Ein Asiate fühlt sich bereits unangenehm berührt wenn man ihm ohne ihn wirklich gut zu kennen näher als 1 Meter auf die Pelle rückt und laut redend mit viel Gestik rumfuchtelt. Einen Südeuropäer würde man jedoch damit vor den Kopf stoßen, wenn man soviel Abstand hält dass er sich fühlt als hätte er die Grätze und nuschelnd keinen Finger rührt. Du verstehst?

Und genauso ist das auch unter Pferderassen. Das Multikultileben in Herden mit großen Rasseunterschieden muß auch ein Pferd erst lernen.
Weitere relevante Faktoren sind dabei jedoch der Einfluß der Umwelt in dem ein Pferd aufwächst und seine persönliche Entwicklung.
Pferde die schon als Babys alles dürfen, tun sich logischer Weise schwerer sich später irgendeinem sozialen System unterzuordnen. Siehe unsere zweibeinige Jugend. Keine Grenzen + keine Konsequenzen = "mir kann keiner und ich darf alles". Das gibt es ganz stark auch bei Pferden (und allen anderen in Herden oder Rudeln lebenden Säugetieren)
Stutfohlen übernehmen übrigens automatisch mit der Geburt den Rang ihrer Mutter. Töchter von Herdenchefinnen wachsen also damit auf, dass sie Chefin sind. Dieses Denk- und Verhaltensmuster relativiert sich erst mit 2 bis 3 Jahren, wenn sie als geschlechtsreife Stute mitten in der Pubertät stehen und sich mit den Erwachsenen messen müßen. Je nachdem ob sie in der Herde in der sie geboren wurden auch aufwachsen oder früh in eine fremde Herde integriert werden müßen, verläuft eine solche Entwicklung mehr oder weniger auffällig. In der "freien Wildbahn" würde eine junge Stute ja über Jahre in der Herde der Mutter leben; das "entführen" im Babyalter ist eine Erfindung des Menschen.

Bei Deiner Stute stellt sich also gerade die Frage: wie ist sie aufgewachsen (Rang der Mutter, menschliches Umfeld, Herdenstruktur), wie weit ist sie charakterlich entwickelt (mitten in der Pubertät, eher noch Babymäßig verspielt oder schon gezielt am sich eine eigene Stellung erarbeitend) und seit wann ist sie in dieser Herde, bzw. wie ist diese aufgebaut? (kennt sie die Multikultiumgangsformen in gemischten Herden oder ist das neu für sie)

Letztendlich kannst Du nicht viel daran ändern, denn Du bist ja nicht 24 Stunden da. Entweder sie reiht sich ein und akzeptiert oder sie braucht länger um zu lernen oder sie macht es aus unterschiedlichen Gründen gezielt.
Kuck mal genauer hin, dann wirst Du rausfinden was genau Sache ist. Ob es für die Stute in dieser Herde eine annehmbare Zukunft gibt, wird sich dann zeigen. Nicht alle Pferde kann man einfach zusammenschmeissen und zwingen miteinander zu leben nur weil es für den Menschen praktisch ist.

Grüßung
Renate

credendo vides !

Tinkiwinki ( Gast )
Beiträge:

05.04.2008 23:31
#3 RE: Herdenverhalten bei Tinkern Antworten

Erst mal vielen Dank für deine ausführliche und fundierte Antwort.
Die Kleine ist Tochter einer Herdenchefin und wurde bereits als Absetzer verkauft. Dann stand sie in einer reinen Tinkerherde bevor sie an mich verkauft wurde. Hier lebt sie seit ca 9 Monaten und stand in einer gemischten Herde auf der Weide und im Paddock mit einer Reitponnystute, welche den Hof jetzt leider verlassen hat. Da sie jetzt ganz alleine wäre im Paddock ist sie zu einer älteren Stute gezogen ( Warmblut) und einem jungen Wallach ( Reitponnymix). Jetzt haben wir noch einmal ganz von vorn angefangen- nur am Tag auf dem Paddock, damit immer jemand da ist und die Entwicklung beobachten kann. Der kleine Wallach ist erst mal ausgezogen, da er sich sehr eifersüchtig zeigte. Die beiden Stuten beginnen miteinander zurechtzukommen. Den kleinen Wallach soll die Kleine nun erst mal auf neutralem Boden unter Aufsicht regelmäßig begegnen.
Eigentlich setzt sich die Gruppe auf der Weide aus zwei Stuten und zwei Wallachen zusammen( in der Weidesaison). Abends kommen alle von der Weide wieder zurück auf den Hof und gehen in ihre Paddocks ( eine Stute und ein Wallach zusammen, die sie noch nicht kennt; die Warmblutstute geplant mit meiner Kleinen und der junge Wallach steht nachts eigentlich in eine Box auf Wunsch der Besitzerin).
So wie ich es heute gesehen habe besteht schon die Hoffnung, daß die Kleine lernt, im Multikultiteam zurechtzukommen. Ich denke, sie steht genau an der Schwelle zwischen Kind und Pubertät. Bei der früheren Paddockfreundin hat sie schon mal versucht, sich durchzusetzen, was ihr allerdings nicht so recht gelang.
Ich denke, distanzlos ist der richtige Ausdruck für ihr Verhalten. Leider mögen das die anderen Pferde nicht so wirklich und verstehen es nicht.
Wir werden die Sche sehr genau im Blick behalten und die optimalste Lösung suchen, die wir ihr bieten können- leider im Moment keinen anderen Tinker.
VG Tinkiwinki

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